Die Hippokratische Gesellschaft Schweiz besteht seit 1999 und ist eine gesamtschweizerische Ärztevereinigung. Unsere Gesellschaft befasst sich mit Fragen der ärztlichen Ethik und der medizinischen Ausbildung sowie mit gesundheits- und standespolitischen Themen. Interessierte Mitglieder und Freunde unserer Gesellschaft pflegen regelmässig den Austausch über diese Themen und über allgemeine Fragen, die in der täglichen Arbeit in Praxis oder Spital auftreten. Daraus resultieren Publikationen, die Grundlagen für Vernehmlassungsantworten und Anregungen für Vorträge und Veranstaltungen unserer Gesellschaft sind.
Die Hippokratische Gesellschaft Schweiz fördert eine Medizin der Menschlichkeit, basierend auf einem personalen Menschenbild und der vertrauensvollen Arzt-Patient-Beziehung. Grundlage sind die im Hippokratischen Eid zum Ausdruck gebrachten Werte, insbesondere die Ehrfurcht vor dem Leben, wie sie auch Albert Schweitzer beschrieben hat. Angesichts fataler Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen, wie der Missachtung der Unantastbarkeit menschlichen Lebens vom Lebensanfang bis zum Lebensende, der Eugenik, der Ökonomisierung und der Einführung einer Zweiklassenmedizin, setzen wir uns dafür ein, den hippokratischen Grundsätzen des Arztberufes wieder mehr Gewicht zu verleihen. Der Verein setzt dabei in Anlehnung an den Weltärztebund das Wohl des Patienten an erste Stelle, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer und sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Eigentum, Geburt oder sonstigen Umständen.
Anlass für die Gründung unserer Gesellschaft waren die politischen Bestrebungen zur Strafbefreiung der aktiven Patiententötung in der Schweiz. Dem traten wir als Ärzte entschlossen entgegen. Im interdisziplinären Dossier zur «Legalisierung der ‚aktiven Sterbehilfe’ in der Schweiz?»begründeten wir zuhanden des Bundesrates, der Parlamentarier und der interessierten Öffentlichkeit ein klares Nein in dieser Frage. Die anthropologische Gegebenheit, dass der Mensch als soziales Wesen während der ganzen Lebensspanne in unterschiedlicher Ausprägung auf Bindung und Beziehung zu seinen Mitmenschen angewiesen ist, bedeutet, dass Autonomie ohne Verbundenheit nicht möglich ist. Die Beziehung zwischen Arzt, Angehörigen, anderen Mitmenschen und dem Kranken trägt somit wesentlich zu der Einstellung des Kranken gegenüber seinem Leben und Leiden bei. Dies betrifft alle Lebensfragen, so auch die Frage der Suizidalität. In der Sozialnatur begründet sich auch die Fürsorge- und Garantenpflicht des Arztes gegenüber seinen Patienten, die nicht im Widerspruch steht zur informierten, gleichwertigen Arzt-Patient-Beziehung. Dem Patienten durch explizite „Nichteinmischung“ eine falsch verstandene Autonomie zuzuschreiben, heisst letztendlich, ihn menschlich und medizinisch im Stich zu lassen.
Die Hippokratische Gesellschaft Schweiz wehrt sich gegen die Herabwürdigung des Patienten zum Kunden und des Arztes zum Leistungserbringer. Eine heilende, menschlich und fachlich gute Medizin entsteht auf dem Boden einer ganzheitlichen, anthropologisch begründeten Sicht des Menschen. Sie lässt dem Patienten das zukommen, was er zu seiner Gesundung tatsächlich braucht. Eine solche Haltung ist weder mit einer utilitaristisch begründeten Mangelversorgung noch mit einer ökonomistisch-gewinnorientierten Herangehensweise, die am Patienten vorbei in einen Mangel oder ein Zuviel münden kann, vereinbar. Die medizinische Forschung muss sich aus einer fehlgeleiteten und schädlichen Profitorientierung befreien. Die gewonnenen Erkenntnisse und die technische Entwicklung sollen gezielt nach medizinischen Notwendigkeiten gefördert und eingesetzt werden. Dazu braucht es wieder eine fundierte, am ärztlichen Vorbild orientierte medizinische Aus-, Weiter- und Fortbildung und damit eine Abkehr vom Bologna-Prozess.
Unsere Grundpositionen sind im untenstehenden Positionspapier ausformuliert:
Positionsbestimmung
Vorstellung-HGS-SAEZ-Nr-40-2016
zur-bedeutung-des-hippokratischen-eides-in-der-heutigen-zeit-saez-nr-23-2016
Vorstand
Präsident
Dr. med. Raimund Klesse
Psychiatrie & Psychotherapie FMH
Bahnhofstrasse 44
CH-7000 Chur / GR
Tel. 081 250 51 01
Fax 081 250 51 02
Vizepräsidentin
Dr. med. Susanne Lippmann-Rieder
Psychiatrie & Psychotherapie FMH
Tramstrasse 105
CH-8707 Uetikon am See
Tel. 044 925 11 70
Fax 044 925 11 71
Aktuar
Dr. med. Johannes Irsiegler, Psychiatrie & Psychotherapie FMH
Kassier
Dr. med. Regina Graf, Allgemeinmedizin FMH
Beisitzer
Dr. med. Daniel Güntert, Innere Medizin und Pneumologie FMH
Dr. med. Silvia Güntert, Innere Medizin und Hämatologie FMH
Prof. Dr. med David Holzmann, Oto-Rhino-Laryngologie FMH
Dr. med. Viviane Kaiser, Psychiatrie & Psychotherapie FMH
Dr. med. Ursula Knirsch, Neurologie FMH
PD Dr. med. Walter Knirsch, Pädiatrie FMH
Dr. med. Josias Mattli, Innere Medizin FMH
Lic. phil. Moritz Nestor, Philosoph und Ethiker
Dr. med. Gabriela Wirth-Barben, Ophtalmologie FMH