Veranstaltung
Einladung zum Podiumsgespräch
Am Menschen versus am Markt orientiertes Gesundheitswesen
Was wollen wir? Teil II
Donnerstag, 3. November 2022, 15.00 bis 17.00 Uhr
Linde Oberstrass, Saal im 1. Stock
Universitätstrasse 91
8006 Zürich
Tram Nr. 10 ab HB, Richtung Irchel
Im Anschluss Apéro riche
Podiumsteilnehmer/Inputreferate:
- Dr. med. Josef Widler, Präsident Ärztegesellschaft des Kantons Zürich
«Globalbudget: Fluch oder Segen? Ich meine Fluch!» - Dr. med. David Holzmann, StV. Klinikdirektor ORL, Universitätsspital Zürich
«Ist unsere Gesundheitsversorgung zu teuer?» - Samuel Vögeli, Pflegeexperte, Master in Pflegewissenschaften, eigene Beratungsstelle
«Pflege als Ware und Patient als Kunde?» - Dr. med. Hans-Anton Vogel, Co-Päsident VEDAG
Ärztliche Initiative «Ärzte und Patienten»
Gesprächsleitung:
Dr. med. Gabriela Wirth Barben, FMH Ophthalmologie, St. Gallen, Kantonsrätin AR
Was ist eigentlich mit unserem Gesundheitswesen los? Wieso kommt eine neue Tarifordnung nicht zustande? Was sind die Folgen eines Globalbudgets im ambulanten Bereich? Diese und weitere Fragen sollen in einem Podiumsgespräch besprochen, aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und ein Ausblick erarbeitet werden. Auch für den Austausch mit den Teilnehmern wird es genügend Gelegenheit geben.
Die an der letzten Veranstaltung begonnene Diskussion über die Gesundheitsversorgung, die herbeigeredete Kostenexplosion und Ausrichtung auf Rentabilität soll weiter vertieft werden. Ziel ist es, gemeinsam an einer Perspektive weiterzuarbeiten, welche Schritte zum Erhalt einer guten Gesundheitsversorgung nötig sind, und was wir dazu beitragen können, die Medizin wieder für Patienten und Gesundheitspersonal menschlicher und bedürfnisgerechter zu gestalten.
Gesundheitswesen als Gesundheitsmarkt
Seit Anfang der 90er Jahre ist in vielen europäischen Ländern und auch in der Schweiz eine Entwicklung im Gange, das Gesundheitswesen nach neoliberalem Konzept zu einem Gesundheitsmarkt umzugestalten. Wenn die Rendite zum Wichtigsten wird und nicht mehr das Medizinische, dann ist das Wohl des Schwächsten und die bedingungslose Hilfe am einzelnen kranken Menschen gefährdet.
Die Schweizer Bevölkerung hat sich beispielsweise in den beiden Volksabstimmungen «Managed Care» (2012) und «Hausarztinitiative» (2014) mit einem grossen Mehr für die Beibehaltung unseres qualitativ hochstehenden, gut funktionierenden Gesundheitssystems ausgesprochen. Die äusserst umstrittene Einführung der Kostenpauschale «DRG» und die geplante Einführung von HTA (Health Technology Assessment, s. nachfolgende Artikel zum Qualitätszentrum) sind Themen, die wir verfolgen und deren Hintergrund und Auswirkung wir beleuchten.
Mit einer Artikelauswahl, die laufend ergänzt werden wird, wollen wir aufmerksam machen und Denkanstösse zu der Thematik geben.
- Mascha Madörin:
Mascha Madörin Ökonomisierung des Gesundheitswesens Pflege 2014
- Giovanni Majo:
Aerztliche Hilfe als Geschäftsmodell_ G. Maio, D. Aerzteblatt, 20.4.12
Weitere Publikationen siehe unter Literatur
- Matthias Binswanger: «Sinnlose Wettbewerbe»; Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2010, ISBN 978-3-451-06482-1. Kapitel 8 «Gesundheitswesen».
Fallpauschalen kosten mehr, M. Binswanger, Wiler Zeitung 5.7.2014
- Interview mit Carlo Conti, NZZ 31.12.2011: «Transparenz schaffen im Gesundheitsbereicht». Die Kosten des Systems wachsen nur moderat. Bund muss seine Aufsichtsfunktion wahrnehmen. Einsparungen im Zusatzversicherungsbereich müssen an die Versicherten weitergegeben werden.
Es braucht mehr Steuermittel für das Gesundheitswesen, NZZ vom 31.12. 2011
- Thomas Linder: «Steuerung der Ärzte durch ein neues nationales Qualitätszentrum: Vorsicht ist geboten.», Schweizerische Ärztezeitung Nr. 35, 2014
Steuerung der Aerzte durch ein nationales Qualitätszentrum, SAEZ Nr. 35, 2014
Stellungnahmen zu einem Qualitätszentrum
2014 nahm die Hippokratische Gesellschaft an der Vernehmlassung zum «Bundesgesetz über das Zentrum für Qualität in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung», kurz Bundesgesetz für ein Qualitätszentrum, teil:
Vernehmlassung der Hippokratischen Gesellschaft Schweiz zu m Bundesgesetz für ein Qualitätszentrum
Die meisten ärztlichen Organisationen, viele Parteien und Gesundheitsorganisationen sprachen sich dagegen aus, so dass der Bundesrat Abstand von der Bildung eines Qualitätszentrums nahm. Der Bundesrat beauftragte jedoch neu das Eidgenössische Departement des Innern, resp. das BAG mit der Ausarbeitung einer Gesetzesrevision «Ein Netzwerk für mehr Qualität in der Gesundheitsversorgung» mit u.a. zentralen Führung und Koordination und der Einführung von HTA:
BAG: Ein Netzwerk für mehr Qualität in der Gesundheitsversorgung
Die Vernehmlassungsantwort einer interdisziplinären Arbeitsgruppe aus Mitgliedern des «Nein-Komitee zum Bundesbeschluss über die Medizinische Grundversorgung», hat Grundlagenarbeit geleistet, die auch Basis für den neuen Gesetzestext sein wird.
Grundlagenartikel der interdisziplinären Arbeitsgruppe: «Die Medizin hat dem Menschen zu dienen und nicht der Ökonomie»
Die Medizin hat dem Menschen zu dienen und nicht der Ökonomie
und weitere Beiträge dazu:
«Rechtliche Aspekte» von Dr. iur. Marianne Wüthrich
Rechtliche Aspekte
«Drittmittel oder Ende der freien Forschung und Lehre» von Dr. phil. Henriette Hanke Güttinger
Drittmittel oder Ende der freien Forschung und Lehre
«Kein Abbau der Gesundheitsversorgung in der direktdemokratischen und wohlhabenden Schweiz – der Service public hat in der Hand des Staates zu bleiben» von Dr. iur. Marianne Wüthrich
Der Service public hat in der Hand des Staates zu bleiben
Mit der ANQ existiert bereits eine Institution, die an der Qualitätsverbesserung arbeitet.
ANQ: Stellungnahme zum Bundesgesetz für ein Zentrum für Qualität